Freitag 6. Dezember 2024

Die Fachgruppe ist ein Zusammenschluss von Studenten und Absolventen des Universitätslehrgangs Jagdwirt/in an der Universität für Bodenkultur in Wien.

BOKU: Exzellenz wird gewürdigt, Engagement geehrt

Im Rahmen einer akademischen Feier wurden an der Universität für Bodenkultur der „Granser-United Global Academy-Forschungspreis für eine Nachhaltige Jagd“ vergeben. Martin Sturzeis wurde zum Ehrensenator ernannt.

 

Die akademische Feier steht auf YouTube zur Verfügung!

 

Wien, 14.11.2016 

Der „Granser-United Global Academy-Forschungspreis für eine Nachhaltige Jagd“ wird jedes Jahr für herausragende Publikationen auf dem Gebiet der Jagdwissenschaft vergeben. Hon.Prof. Dr. Günther Granser, der Stifter des Preises, unterstützt damit Wissenschaftler, die wesentliche Beiträge zur nachhaltigen Jagd veröffentlichen.

 

In diesem Jahr ging die Würdigung an Dipl.-Forstwirt Philipp Gerhardt (BOKU, Institut für Waldbau) und Dr. Dipl.-Biol. Stéphanie Schai-Braun (BOKU, Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft). Philipp Gerhardt und seine Co-Autoren Johanna Maria Arnold, Klaus Hackländer und Eduard Hochbichler überzeugte mit seinem Übersichtsartikel „Determinants of deer impact in European forests – A systematic literature analysis“ (Forest Ecology and Management 310 (2013) 173–186).

 

Diese Publikation stellt einen Leuchtturm dar, der in der unübersichtlichen Literaturlandschaft zum Thema Wald-Wild einen umfassenden Überblick über jene Faktoren gibt, die den Wildeinfluss in europäischen Wäldern quantifizieren. Widersprüchliche Einzelbefunde der Vergangenheit wurden neu aufgearbeitet und in ein übersichtliches Gesamtbild gestellt. Auf Grundlage der umfangreichen Datenlage konnte eindeutig belegt werden, dass die Dichte der Schalenwildarten nur einen geringen Einfluss auf den Wald hat, dagegen der Waldbau von weitaus größerer Bedeutung ist. Naturferne Wälder (Forste) sind auch bei geringen Wilddichten schadensanfällig, naturnahe Wälder dagegen können eine weitaus höhere Wilddichte ohne weiteres tragen, ohne dass es zu relevanten Wildschäden kommt.

 

So werden mit dieser Studie auch wildtierfeindliche Slogans wie „Wald vor Wild“ relativiert, da diese wohl eher „Forst vor Natur“ meinen. Ein naturnaher Waldbau ist nicht nur weniger wildschadensanfälliger, sondern kann auch eine höhere Biodiversität mit sich bringen. In der polarisierten Diskussion innerhalb der Forstwirtschaft, wie denn der Waldbau zu erfolgen hat, kann diese Arbeit wesentliche Beiträge dazu liefern, die Vorteile des naturnahen Waldbaus zu untermauern. Für eine nachhaltige Jagd werden damit konstruktive Argumente geliefert.

 

Stéphanie Schai-Braun wurde für Ihre Publikation “Spring and autumn habitat preferences of active European hares (Lepus europaeus) in an agricultural area with low hare density” (mit den Co-Autoren Darius Weber und Klaus Hackländer im European Journal of Wildlife Research 59 (2013): 387-397 erschienen) ausgezeichnet. Sie zeigt erstmals eine detaillierte Beschreibung der Lebensraumansprüche der Feldhasen, die in unserer ausgeräumten Agrarlandschaft ohne Lebensraummangement (durch die Jagdausübungsberechtigten) nicht mehr in jenen Besatzdichten vorkommen können, die für eine nachhaltige Jagd notwendig sind. Stéphanie Schai-Braun kann mit der vorliegenden Arbeit deutlich belegen, wie wichtig eine kleinräumige Landschaft mit großer Kulturartenvielfalt und hohem Brachflächenanteil ist.

 

Die Studie bildete eine Grundlage für die Vertreter der Jagd bei den Verhandlungen um die neuen Umweltmaßnahmen im Zuge der Gemeinsam Agrarpolitik der EU sowie bei den Neuausrichtungen des Österreichischen Programms für eine umweltgerechte Landwirtschaft (ÖPUL). Die Publikation hat also schon ihre Wirkung entfalten können und ihre Bedeutung für eine nachhaltige Jagd unter Beweis gestellt.

 

In seiner Laudatio würdigte das Jurymitglied Dr. Michl Ebner (FACE Präsident) die Bedeutung der Wildtier- und Jagdforschung für die Jagdpraxis und die Argumentation mit jagdkritischen Institutionen und Gruppierungen. Gerade in seiner Arbeit in Brüssel ist es immer wichtiger, die emotionsbeladene Lobbyarbeit jagdkritischer NGOs mit schlagkräftigen Fakten zu relativieren. „Jagdverbände brauchen die Wissenschaft immer mehr. Wir wünschen uns aber eine unabhängige wissenschaftliche Expertise, da nur diese die Jagd in die Zukunft begleiten kann!“, so Dr. Ebner.

 

Ehrensenator Martin Sturzeis

Einen weiteren Höhepunkt der akademischen Feier stellte die Verleihung der Würde eines Ehrensenators der Universität für Bodenkultur an Martin Sturzeis dar. Martin Sturzeis war nicht nur Anlass für den Universitätslehrgang Jagdwirt/in, sondern er war auch bei der Erstellung des Curriculums und des Managementplans maßgeblich beteiligt. Somit hat er wesentlichen Anteil daran, den Grundstein für den akademischen und wirtschaftlichen Erfolg dieses Weiterbildungsangebot der BOKU gelegt zu haben. Der Universitätslehrgang Jagdwirt/in wird seit seiner Einführung im Jahre 2008 immer wieder als Vorbild für andere Weiterbildungsaktivitäten an der BOKU herangezogen und gilt darüber hinaus im deutschsprachigen Raum als „Gold-Standard“ in der jagdlichen Weiterbildung.

 

Aufgrund seiner Leistungen für die Ausgestaltung sowie die Durchführung des Universitätslehrgangs wurde Martin Sturzeis bereits 2011 der Titel Ehrenbürger der Universität für Bodenkultur verliehen. Sein Engagement potenzierte sich nach der Verleihung des Titels  um ein Vielfaches und hat ein Niveau erreicht, das einem Verdienst um die Förderung der wissenschaftlichen Aufgaben der BOKU im besonderen Maße entspricht. In seiner Laudatio sprach Klaus Hackländer (Vorstand des Instituts für Wildbiologie und Jagdwirtschaft und wissenschaftlicher Leiter des Universitätslehrgangs Jagdwirt/in) im Namen der Universität für Bodenkultur einen aufrichtigen Dank an Martin Sturzeis aus und brachte seine Wertschätzung zum Ausdruck, verbunden mit der Bitte, auch weiterhin für die Alma mater viridis als Freund zu wirken und als Förderer tätig zu sein. „Die BOKU wird von Persönlichkeiten getragen, die weit mehr leisten, als man von Ihnen erwarten kann. Martin Sturzeis ist dafür ein leuchtendes Beispiel“, so Hackländer.

 

 

Bild Granser-Preis, vlnr.: Vizerektor O. Univ.Prof. Dr. Josef Glössl, Rektor Univ.Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Martin H Gerzabek, Dr. Michl Ebner, Dr. Stéphanie Schai-Braun, Dipl.-Forstwirt Philipp Gerhardt, Hon.Prof. Dr. Günther Granser, Vizerektoring Mag. Andrea Reithmayer, Senatsvorsitzender Univ.Prof. Dr. Hubert Hasenauer

  

 

Bild Ehrensenator, vlnr: Vizerektoring Mag. Andrea Reithmayer, , Rektor Univ.Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Martin H Gerzabek, Ehrensenator Martin Sturzeis, Univ.Prof. Dr. Klaus Hackländer, Senatsvorsitzender Univ.Prof. Dr. Hubert Hasenauer, Vizerektor O. Univ.Prof. Dr. Josef Glössl


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